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Die Tradition schätzen

Spinnen: Oytener Heimatfrauen lassen altes Handwerk aufleben

Oyten (Aus Markt Rundschau vom 29.01.2012 von Stephan Jeschke)Ingrid Ahlden spinnt. Am liebsten zu Hause, am Ofen, wenn es draußen kalt ist und schneit. Was nicht heißen soll, dass die 66-jährige Oytenerin von allen guten Geistern verlassen ist - auch wenn sie gewissermaßen am Rad dreht. Nein: Wenn die gebürtige Schwäbin spinnt, dann übt sie ein Jahrhunderte altes Handwerk aus und nimmt dabei ein Spinnrad zu Hilfe. Das hat sie einst von einer alten Dame geschenkt bekommen. Sie wurde neugierig, wie dieses Gerät einzusetzen ist und was sie damit so alles anstellen kann.

Marlies Esselmann (links) und Ingrid Ahlden haben ein traditionelles Handwerk als Hobby: Wolle spinnen

Marlies Esselmann (links) und Ingrid Ahlden haben ein traditionelles Handwerk als Hobby: Wolle spinnen 
Foto: Jeschke

Gemeinsam mit Jutta Thunack und deren Tochter Gaby, Annegret Dittmer und Marlies Esselmann bildet Ahlden die seit drei Jahren bestehende Abteilung spinnen und Weben innerhalb der Arbeitsgruppe Handarbeit des Oytener Heimatvereines. Während sie das spinnen als erwachsene Frau von Grund auf erlernte, wurden Marlies Esselmann diese Kenntnisse quasi in die
Wiege gelegt. Diese musste die 67-Jährige bei einem vom Heimatverein Sottrum angebotenen Kurs lediglich auffrischen. Von ihrer Großmutter, die Wolle des eigenen Schafes für Pullover, Socken, Mützen, Schals und Leibchen ("Das hat auf der Haut gekratzt, das war furchtbar“) spann, schaute sie sich die wichtigsten Handgriffe ab. Und Esselmann hat schöne Erinnerungen an die entbehrungsreiche Zeit: "Immer in der Winterzeit, wenn es dämmerte und das kleine Licht angemacht wurde und es dann losging.“
Als Esselmann "nach Oyten“ heiratete, brachte sie ein Spinnrad mit in die Ehe – "das war damals so“, sagt sie. Was hinter dieser Tradition steckt, dazu gibt die Mythologie Auskunft, nach der in Märchen das spinnen Können als Nachweis von Fleiß oder innerer Reife gedeutet wurde und somit als Heiratsprobe der Frau fungiert haben soll.
"Das war früher eine echte Sauarbeit – durch den Dreck, der in dem Fell der Schafe steckte. Und es war eine schwere Arbeit, weil die Wolle drei- bis vier mal gespült und per Hand gewaschen wurde“, weiß Ahlden. Anschließend wurde das Fell zum Trocknen aufgehängt und anschließend gekämmt, damit das Material fein wird. Danach konnte es zu Wolle weiterverarbeitet werden.
Diese Arbeitsschritte spart sich die Handarbeitsgruppe um Ahlden und Esselmann, benutzt ausschließlich maschinell gekämmpte Wolle. Nicht nur aus dem Grund, um sich die Mühe und somit mehrere Monate Zeit zu sparen. "Die Wolle ist langfaserig – was den Vorteil hat, dass das Strickbild gleichmäßiger und somit schöner wird“, weiß Esselmann. "Und das spinnen ist eigentlich nicht so schwierig. Alles eine Sache der Übung“, ergänzt Ahlden.
Gut drei Kilogramm verarbeiten sie und ihre Mitstreiterinnen pro Jahr und Kopf – nicht nur zu Hause, sondern auch im Heimathaus, wo sich die Gruppe das ganze Jahr über alle 14 Tage für jeweils zwei Stunden trifft, um ihrem Hobby nachzugehen. "Und dabei wird geschnackt und auch mal ein Witz erzählt“, verrät Ahlden.
Mit den drei Kilogramm Wolle können wahlweise 30 Sockenpaare, circa fünf Pullover, sieben Westen oder drei Strickjacken hergestellt werden. Arbeiten, die die Damen vor kurzem beim Oytener Weihnachtsmarkt zum Kauf anboten. Die Nachfrage: "Nicht gut“, bedauern Ahlden und Esselmann. "Aber uns stimmt das eigentlich nicht traurig, denn wir wollen unsere Sachen eigentlich sowieso nur an Leute weitergeben, die dieses Handwerk auch zu schätzen wissen. Mit unserer Tätigkeiten unterstützen wir den Heimatverein – nicht finanziell, sondern wir repräsentieren ihn nach außen, pflegen das Brauchtum.

Zum Beispiel beim landesweiten Spinntreffen, das einmal im Jahr stattfindet. Oder bei Besuchen befreundeter Spinntreffen, in Sottrum etwa, oder in Nartum. Oder eben in Oyten, beim Back- und Dreschfest, das der Verein regelmäßig ausrichtet und viele Besucher anzieht.

 

 

 

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